Mehrebenenmodellab314s1
Abschnitt 3.1.4. Seite 1
3.1.4. Das doppelte Zuhause von Wirtschaftseinheiten und Institutionen des Finanzsektors
In der Grafik 17 sieht man den gestrichelten Pfeil „Einzahlungsüberschuß aus Zinsen und Gebühren", dessen Bedeutung bisher nicht erläutert wurde. Er führt vom Finanzsektor in den Konsolidierten Sektor aus Unternehmen, privaten und öffentlichen Haushalten. Der Wert dieses Stromes, die jeweilige Stromstärke eines Betrachtungszeitraums, ergibt sich aus folgender Gleichung:
Einzahlungsüberschuß aus Zinsen und Gebühren =
Sollzinsen - Habenzinsen + Gebühren für Finanzdienstleistungen
Der Einzahlungsüberschuß ist daher ein errechneter Saldo. Der ihn symbolisierende gestrichelte Pfeil führt, genauer gesagt, vom Finanzsektor in den Unternehmenssektor, der ein Teil des Konsolidierten Sektors der Grafik 17 ist. Das zeigt die Grafik 11 besser, wo der Pfeil „Einzahlungsüberschuß aus Zinsen und Gebühren" durch eine doppelte Linie im Pfeilende hervorgehoben wird und wo der Pfeil in den Unternehmenssektor führt.
Der Strom „Einzahlungsüberschuß aus Zinsen und Gebühren" gehört zu einer besondere Konstruktion unseres 3-Ebenen-Modells, die von der üblichen Darstellungsweise in der Volkswirtschaftslehre abweicht. In unserem 3-Ebenen-Modell ist jede Einheit innerhalb des Finanzsektors, sei es eine einzelne Wirtschaftseinheit wie eine Bank oder eine Institution mit wirtschaftlichen Steuerungsaufgaben wie die Zentralbank, außerdem zusätzlich ein Teilnehmer im Unternehmenssektor. Diese Einheiten haben damit ein doppeltes Zuhause, im Finanzsektor einerseits, im Unternehmenssektor andererseits.
Wir betrachten dazu die Grafik 33 : Im Finanzsektor selbst, hier auf der rechten Seite der Skizze 33 dargestellt und hier „2. Zuhause" genannt, wird zwischen dem Innenverhältnis und dem Außenverhältnis unterschieden. Das Innenverhältnis behandelt das Verhältnis zwischen den einzelnen Wirtschaftseinheiten innerhalb des Finanzsektors. Damit werden wir uns später beschäftigen. Es interessiert zunächst das Außenverhältnis des Finanzsektors, also das Verhältnis zu Unternehmen außerhalb des Finanzsektors und zu privaten und öffentlichen Haushalten.
Wie schon erläutert, finden im Außenverhältnis von Mitgliedern des Finanzsektors, hier auch "Finanzintermediäre" genannt, Finanzdienstleistungen statt. Einerseits sind es Kredite an Dritte außerhalb des Sektors (Aktivgeschäft), andererseits Geldanlagen Dritter von außerhalb des Sektors, von dort in den Finanzsektor hinein (Passivgeschäft). Einige Beispiele für Finanzdienstleistungen werden in der Grafik 33 genannt, im Bereich der Geldanlagen einerseits die Einrichtung von Spar- und Termineinlagen bei Banken und andererseits der Kauf von Wertpapieren an der Börse.
Weitere Finanzdienstleistungen können ebenfalls in Anspruch genommen werden. Dazu gehört die Beratung in einer Vielzahl wirtschaftlicher Felder. In der Skizze wird als Beispiel „Investment Banking" genannt, wo es um die Beratung von Unternehmen durch Banken bei Unternehmenszusammenschlüssen („mergers" auf englisch) und um den Erwerb (oder den Verkauf) von Unternehmen oder Unternehmensanteilen geht („acquisitions" auf englisch). Die Durchführung dieser Vermögensumschichtungen zwischen und innerhalb von Firmen geschieht oft durch entsprechenden Käufe und Verkäufe von Unternehmensanteilen, von Aktien, an der Börse.
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